Vertreter von allen Klubs kriegen gemeinhin das große Stottern, wenn man sie fragt, ob sie sich für ihre Spieler freuen, die zu einer WM oder EM fahren dürfen. Der FC Bayern München bildet diesbezüglich keine Ausnahme. Und um fair zu bleiben: Es gibt gute Gründe dafür, warum die Vereine ihre Spieler nicht gerne für die Nationalmannschaftsturniere abstellen. Erinnert sei an die Verletzungen von Jerome Boateng oder Mario Gomez. Dass es aber auch anders laufen kann, beweist das Beispiel der Bayern und Renato Sanches.
Sanches kommt als „unbezahlbarer“ Spieler von der EM
Mitte April machte der FC Bayern München den Deal mit dem Mittelfeldspieler klar. Nicht wenige Beobachter rollten mit den Augen, als die Zahlen langsam durchsickerten. Der deutsche Meister zahlte Benfica Lissabon satte 35 Millionen Euro Ablöse – für einen 18-Jährigen. Jeder wusste, dass Sanches extrem talentiert ist. Allerdings stellte man sich schon in die Frage, ob der Teenager tatsächlich in der Lage sein würde, den FC Bayern, der immerhin die Champions League gewinnen möchte, sofort zu verstärken.
Doch dann kam die EM: Sanches eroberte sich einen Stammplatz im Team der Portugiesen, zeigte fortwährend starke Leistungen und kommt nun als frisch gebackener Europameister nach München. Auf einmal wirken die 35 Millionen Euro gar nicht mehr teuer – ganz im Gegenteil. Hätten die Bayern bis nach der EM mit dem Transfer gewartet, wäre Sanches ein „unbezahlbarer“ Spieler gewesen, ist Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge im Gespräch mit dem „Soester Anzeiger“ überzeugt. Man hätte dann mit Benfica „über dramatisches Geld sprechen“ müssen, das München nicht bezahlt hätte. Der Spieler würde dann „mit Sicherheit nicht im nächsten Jahr in der Bundesliga spielen“, so Rummenigge. Durch den frühzeitigen Transfer und die EM erhalten die Bayern so keinen talentierten Nachwuchsmann, sondern einen weiteren Superstar. Damit wird man an der Säbener Straße sehr gut leben können.